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Klaus und Simon
Gerne berichte ich Ihnen über das Ergehen von Simon und
Klaus, die seit Oktober 2003 bei meiner Partnerin und mir sind. Meine
Partnerin hatte Ihnen ja bereits im vergangenen Jahr einige Bilder
gemailt, darauf aber leider keine Reaktion erhalten. Ich hoffe, die
Bilder sind angekommen?!? Im Augenblick habe ich leider nur wenige
Bilder parat, die Sie im Anhang finden. Aber dank neuer Digitalkamera
wird sich das sicher bald ändern.
Simon und Klaus waren zu Beginn völlig verstört und
verschüchtert – Wesenszüge, die sie leider bis heute
noch nicht vollständig abgelegt haben und die sicher auf schlechte
Erfahrungen in ihren ersten fünf Lebensjahren
zurückzuführen sind. Jedenfalls werden die beiden wohl nie zu
„Kuschelkatern“ werden.
Nach einigen Wochen bzw. Monaten hatten sich Simon und Klaus soweit
akklimatisiert, dass sie sich anfassen und streicheln ließen
(Klaus eher als Simon) und sich soweit ganz wohl zu fühlen
schienen. Sie sind auch – wie insbesondere der Vergleich mit
Katzen von Freundinnen und Freunden zeigt – recht wohlerzogen:
keine Probleme mit der Benutzung des Katzenklos, kein Kratzen an
Tapeten, lediglich ein Sessel wurde zwischenzeitlich als
Kratzbaumersatz missbraucht (obwohl zwei Kratzbäume vorhanden
waren…). Nach ca. drei bis vier Wochen nächtlicher
Schlaflosigkeit hatten wir auch Klaus beigebracht, dass es keinen Zweck
hat, nachts um zwei oder drei Uhr lauthals vor der Schlafzimmertür
zu miauen… Ansonsten waren/sind sie sehr ruhig und pflegeleicht,
haben auch keine Probleme damit, sich tagsüber, wenn wir arbeiten,
selbst zu beschäftigen. Sie sind – auch wenn sie sich
gelegentlich zanken – doch sehr aufeinander fixiert und kuscheln
viel miteinander.
Im Sommer 2004 hat sich Simon einen Zahn ausgebissen. Die
anschließende tierärztliche Untersuchung führte zu
einer Notoperation, bei der ihm bis auf die Reißzähne alle
Zähne rausoperiert werden mussten.
Der desolate Zustand von Simons Zähnen, dessen Ursache vermutlich
falsche Ernährung in der Vergangenheit war und der eigentlich
schon viel früher bei einer gründlichen tierärztlichen
Untersuchung hätte auffallen müssen, bewog uns natürlich
dazu, auch Klaus untersuchen zu lassen. Klaus kam mit der Extraktion
von drei Zähnen deutlich glimpflicher davon.
Nachdem Simon die Zähne gezogen bekommen hatte, wurde auch er
deutlich zutraulicher – das arme Tier muss vorher die ganze Zeit
permanent Schmerzen gehabt haben.
Leider war die Leidensgeschichte von Simon aber damit noch nicht zu
Ende: Es schlossen sich eine Infektion am linken Auge und Ohrmilben an.
Innerhalb eines weiteren Jahres verlor er erst einen weiteren Zahn, die
übrigen drei mussten bald darauf auch noch gezogen werden.
Die fehlenden Zähne bereiten Simon allerdings überhaupt kein
Problem – er frisst („inhaliert“) Trockenfutter mit
Leidenschaft, nur das Knabbern an den Krallen funktioniert nicht mehr
ganz so gut.
Etwa ein Jahr lang ging es den beiden dann sehr gut, bis Klaus eine
Entzündung im Maul bekam, die offenbar so schmerzhaft war, dass er
zu fressen aufhörte (offenbar aus Solidarität fraß auch
Simon kaum noch…). Eine Behandlung mit Antibiotika brachte einen
vorübergehenden Erfolg, die Entzündung trat jedoch nach zwei
Wochen erneut auf. Erneut Antibiotika, erneut Besserung, erneut
Entzündung. Dabei war vor allem die Gabe von Antibiotika in
Tablettenform immer wieder ein Erlebnis: Ich weiß nicht, wie
viele Tabletten Klaus letztendlich mit Speichel wieder
„ausgeschwemmt“ hat, aus jeglicher Form von Leckereien
schien er die Tabletten herauszuriechen, das Auflösen in Wasser
und anschließende Einflößen mittels einer Spritze war
für niemanden ein Vergnügen. Irgendwann sind wir zum
Glück auf die Idee gekommen, die Tabletten zu zermörsern und
in Leberwurst einzurühren.
Schließlich haben wir eine Biopsie machen lassen, deren Ergebnis
(„chronische plasmazellreiche Entzündung“) auf ein
mögliches eosinophiles Granulom schließen ließ. Da
dieses durch eine Futtermittelallergie ausgelöst werden kann,
haben wir Ende letzten Jahres zwei Monate lang eine Ausschlussdiät
durchgeführt – leider erfolglos. Um ihm ein schmerz- und
beschwerdefreies Leben zu ermöglichen, haben wir uns also darauf
eingestellt, dass er fortan und bis an sein Lebensende alle vier bis
sechs Wochen Cortison gespritzt kriegen muss.
Zwischenzeitlich ging es Klaus aber erneut aus zunächst
unerfindlichen Gründen extrem schlecht: er fraß nicht mehr,
bewegte sich auch überhaupt nicht mehr. Der Tierarzt stellte
– wie sich später herausstellte die Fehldiagnose
„Diabetes“. Zwei Wochen lang haben wir ihm also morgens und
abends Insulin gespritzt, sind alle zwei bis drei Tage mittags mit ihm
zur Blutzuckerbestimmung zum Tierarzt. Nachdem Klaus aber zweimal stark
unterzuckert war, wechselten wir auf Anraten einer befreundeten
Tierärztin zu einer andere Tierpraxis.
Die neue Tierärztin sagte sofort, eine Diabetes sei – u. a.
aufgrund der fehlenden, bei Diabetes aber typischen Durchtrittigkeit in
den Hinterläufen sehr unwahrscheinlich, was sich auch durch ein
komplettes Blutbild und eine Urinuntersuchung bestätigte. Eine
Röntgenuntersuchung brachte schließlich Klarheit: Klaus hat
an zwei Wirbeln im hinteren Bereich der Wirbelsäule und in den
hinteren Kniegelenken eine fortgeschrittene Arthrose und sowie eine vor
allem links weit fortgeschrittene Hüftgelenksdysplasie.
Da insbesondere die Arthrose inoperabel ist, erhielt Klaus daraufhin
täglich ein Schmerzmittel (Metacam) und eine verschärfte
Diät (wir hatten sein Gewicht schon von anfangs fast 8,5 kg auf
6,8 kg reduziert). Nachdem aber die Entzündung im Maul erneut
auftrat (das Cortison mussten wir absetzen, da sich Metacam und
Cortison nicht vertragen), wurden auch Klaus erst einige
Backenzähne, schließlich alle Zähne bis auf die
Reißzähne extrahiert, da die Hoffnung bestand, dass dadurch
die permanente Reizung zurückgeht.
Um eine komplette Abheilung der Entzündung zu erreichen, sind wir
wieder von Metacam auf Cortison umgestiegen. Das erhält er jetzt
seit knapp etwa drei Monaten, und bislang geht es ihm damit –
auch hinsichtlich der Arthrose und der HD – sehr gut.
Da aber auch bei Cortison eine langfristige Organschädigung nicht
völlig auszuschließen ist, denken wir derzeit über eine
Goldakupunktur nach. Wir sammeln aber zunächst noch Informationen
hinsichtlich der Wirksamkeit und der Kosten.
Ansonsten sind die beiden – soweit das ihr doch eher
gemütliches Naturell zulässt – munter und zufrieden.
Sie sind inzwischen auch so entspannt, dass sie auch bei
größeren Mengen von Besucherinnen und Besuchern völlig
gelassen reagieren. Und sie sind uns – auch wenn wir schon einige
Tausend Euro an Tierarztkosten investieren durften – sehr ans
Herz gewachsen.
Auch wenn Klaus’ Lebenserwartung möglicherweise durch die
dauerhafte Cortison-Gabe geringer wird, so hoffen wir doch noch auf
eine ganze Reihe gemeinsamer Jahre.
Mit freundlichen Grüßen,
Nathalie G.
(Vermittelt am 20.10.2003)
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