Es gibt keine Garantie für Katzen, dass sie niemals aus dem Fenster oder vom Balkon springen möchten. Der folgende Zeitungsartikel spricht uns aus der Seele. Zu oft hören wir bei Vermittlungsgesprächen: „Wir wohnen zwar im 1. Stock, aber unsere frühere(n) Katze(n) sind nie vom Balkon oder aus dem Fenster gesprungen, und außerdem passen wir ja auch auf.“ Wenn wir uns dann weigern, eine Katze ohne Kippfenster- und Balkonabsicherung zu vermitteln, ist die Enttäuschung groß, und das vorher sehr einvernehmliche Vermittlungsgespräch kippt in eine unangenehme Stimmung um. Tatsache ist: Wir haben zu viel erlebt und gehört, um unsere Schützlinge solchen Risiken auszusetzen, und wir sehen uns auch mitnichten als „Ersatzteillieferant“ für hartnäckig Unvernünftige.

Fliegengitter, Kaninchendraht und Katzennetz helfen

(aus Bonner Gen.-Anz. 28./29. Juni 2003)

Immer wieder kommen Katzen in gekippten Fenstern zu Tode. Selbst einem erfahrenen Katzenfreund genügte ein Moment der Unachtsamkeit, um das Schreckliche erleben zu müssen. Gut lüften, vor allem jetzt, bevor es tagsüber zu heiß wird, ich bin ja dabei und passe auf, dass meine Katze keinen Unsinn macht. Da klingelte das Telefon. Das Gespräch war wichtig und dauerte lang…

In der Kippfensterschere hing leblos seine Katze. Der Tierarzt konnte nicht mehr helfen. In dem verzweifelten Kampf, sich zu befreien, hatte sich das Tier tödliche Rückenmarksverletzungen zugezogen.

Katzen können wundervoll balancieren und haben einen einzigartigen Gleichgewichtssinn. Aber sie leben emotional, aus dem Augenblick heraus. Der Anblick eines vorbeiflatternden Schmetterlings, eines Vogels, der sich vielleicht noch unvorsichtigerweise kurz auf der Brüstung niederlässt, weckt den Raubtierinstinkt der Katze. Sie springt, um die Beute zu fangen, und wird vom eigenen Körpergewicht über den Balkon hinweg in die Tiefe gerissen. Auch der Anblick eines Kontrahenten oder einer unbekannten Katze kann diese Reaktion hervorrufen, und ‑ bei unkastrierten Stubentigern ‑ der Sexualtrieb. Selbst Katzen im Seniorenalter können vom Anblick eines Beutetiers oder „Feindes“ übermannt werden oder jähen Freiheitsdrang entwickeln.

Kein Katzenfreund sollte in der Meinung verharren, „meine Katze tut das nicht“ – das könnte sich als folgenschwerer Irrtum erweisen. Auch heftiges Erschrecken während des Balancierens bringt eine Katze zum Abstürzen. Wandelt sie gar auf dem Dachfirst, genügtein heftiger Windstoß. Unverletzt oder nur mit kleinen Schürfwunden, haben Katzen Stürze aus großen Höhen überlebt. Das sind Ausnahmen. Wahrscheinlich fand die Katze während des Fallens eine Möglichkeit, die Wucht des Sturzes abzumildern; sei es durch Gebüsch, Baumäste oder Entlangschrammen an Hauswänden oder Balkonen. Landet die Katze auf weichem, dicht mit Grün bewachsenem Untergrund, kann das Körperschäden mindern. Aufschlagen auf Betonboden zum Beispiel verursacht massive Verletzungen. Auch wenn die Katze auf den Pfoten gelandet ist ‑ di e Wucht es Aufpralls ist zu groß, um ihn abzufedern. Folgen: schwerste Kopf- und innere Verletzungen, die manchmal auf den ersten Blick nicht zu erkennen sind. Zudem erleidet die Katze einen Schock. Schätzungsweise endet jeder fünfte Sturz tödlich ‑ eine hohe Dunkelziffer nicht berücksichtigt.

Bleibt die Katze nach einem Sturz liegen, sollte man vorsichtig eine feste Unterlage (Holzbrett) unter das Tier schieben, es dabei so wenig wie möglich bewegen, um Verletzungen nicht zu verschlimmern. Das auch wenn die Katze eine „merkwürdige“ Körperhaltung eingenommen hat ‑ sie schützt sich dadurch instinktiv vor Schmerzen oder weiteren Schäden. Zusätzliches Fixieren ermöglichen fest gedrehte Tücher, als Polsterung um die Katze gelegt. Darauf achten, dass ihre Atemwege frei sind, und auf schnellstem Wege den Tierarzt aufsuchen.

Stürze aus geringer Höhe sind für Katzen noch gefährlicher. Die Katze braucht genügend Zeit, um sich während des Fallens in die richtige „Landeposition“ zu drehen. Den Schwanz als Ruder und Steuerung [genauer: als Ausgleich für den Drehimpus einsetzend, die Pfoten gespreizt, nützt sie den Luftwiderstand optimal. Das biegsame Rückgrat und die nur fragmentarisch ausgebildeten Schlüsselbeine verhelfen der Katze dazu, weich abfedernd aufzukommen [aber der Kopf schlägt leider oft den Boden durch]. Katzenbabys entwickeln diese Fähigkeit erst mit einer gewissen „Reife“; sie sind bei Stürzen besonders gefährdet.

Während eines nachwirkenden Narkose-Einflusses muss sich die Katze auf einem ruhigen Platz erholen, sie darf keine Möglichkeit finden, auf höher gelegene Stellen zu springen. Die Katze hat ihre Körperbeherrschung noch nicht wieder erlangt, der Sprung misslingt ‑ das Tier verletzt sich, mitunter schwer. Nur fachgerechtes Absichern von Fenstern und Balkonen gibt Katzen optimale Sicherheit. Der Fachhandel bietet Einsätze für Kippfenster an. Manche Produkte sind instabil, halten geballter Katzenkraft nicht lange stand. Deshalb muss geprüft werden, ob die in Frage kommenden Kippfenster-Einsätze kätzischen Ausbruchsversuchen gegenüber guten Widerstand bieten. Ein mit feinerem Maschendraht vergitterter Ganzfenster-Einsatz, selbst gezimmert oder vom Schreiner nach Maß gefertigt, mit Riegeln am Außenrahmen befestigt, bietet Schutz. Nicht nur für die Katze, auch für ihre Menschen stechwütigen und Blut saugenden Insekten wird das Eindringen ins Zimmer verwehrt. Lässt sich ein breites, angenehm gepolstertes Brett vor dem vergitterten Fenster anbringen oder ein passendes Möbelstück davor schieben, hat Mieze Ausguck, Ablenkung, Sonne und frische Luft. Diese Einsätze können auch passend für Terrassentüren gearbeitet werden. Den Balkon sichert ein spezielles Katzennetz, in zugehörige Halterungen gespannt. Neben dem Vermeiden von Stürzen verhindert das Netz auch das Entlaufen der Katze.

Achtung: Das Absichern des Balkons mittels Katzennetz muss sich ein Mieter vom Vermieter genehmigen lassen. Auch Eigentümerversammlungen verweigerten schon ihre Zustimmung.“

-------------------------------

Es müssen nicht immer teure Fertigprodukte zur Sicherung von Fenstern, Kippfenstern, Balkonen oder Balkontüren sein – Frau Kolfenbach hat schon darauf hingewiesen –, bei Kippfenstern reicht oft ein kleines Kettchen samt Wandhaken, um die Öffnungsweite unter dem minimalen Katzendurchmesser zu halten – aber Vorsicht: der ist auch für erwachsene Stubentiger mit rund 5 cm kleiner als Sie vielleicht glauben. Dies ist auch beim Anbringen von Katzennetzen unbedingt zu beachten. Man kann sich vor ein paar Enttäuschungen schützen, wenn man bei Drahtkonstruktionen nicht zu weiches Material nimmt und handelsübliche Fliegengitter so anbringt, dass die Katzenkrallen nicht herankommen.

Beispiel: Nehmen Sie gehobelte oder ungehobelte Dachlatten und vier Blechwinkel für den Rahmen. Bauen Sie den Rahmen so, dass Sie (und Ihre Nachbarn) auf die schmalen Lattenkanten schauen. Tackern Sie auf die innere Schmalkante des Rahmens ein Zinkdrahtgitter mit z.B. 1 cm-Quadrätchen. Solche Gitter gibt’s als Rollenware – lassen Sie sich nicht belabern: auch ein Meter breit, nicht nur 50 cm breit – im nächsten oder übernächsten Baumarkt. Hühner- oder Kaninchendraht tut’s nicht und wird rasch hässlich deformiert, eher schon der übliche grüne Drahtzaun mit 3- oder 4 cm Maschenkante (Vorsicht: 5 cm sind zu riskant). Auf die äußere Schmalkante des Rahmens können Sie ein graues oder farbiges Fliegengitter tackern. Bitte niemals ein weißes Gitter oder Netz nach außen hängen, es sieht bald wegen unregelmäßiger Wetterverschmutzungen sehr hässlich aus, während graue oder dunkelgrüne Fliegengitter kaum auffallen. Sehr elegante und stabile Innen- oder Zwischengitter erhält man als sog. „Wellengitter“ maßgerecht zugeschnitten in Eisenhandlungen. Man kann sie mit etwas Geduld in vorgebohrte Löcher des Dachlattenrahmens einpassen und braucht dann für die nächsten zehn Jahre keine rostigen Tackerklammern zu ersetzen.